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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 52

1861 - Münster : Coppenrath
52 matton, so lange es galt, bloß Mißbrauche abzustellen, trat jetzt öffentlich gegen Luther auf und bereuete, dessen Sache durch frühere Schriften befördert zu haben. Die neue Kirchengemeinde beschrankte sich bald nicht bloß auf das Gebiet des Kurfürsten; sie fand auch nach und nach in Sachsen, Thüringen, Hessen, Mecklenburg, einzelnen Thei- len von Braunschweig, in dem Ordenslande Preußen, — welches dadurch im Jahre 1525 in ein erbliches Herzogthum für den deutschen Hochmeister Albrecht von Brandenburg ver- wandelt wurde, — wie auch in Dänemark und Schweden Eingang. Nicht unbedeutende äußere Vortheile erwuchsen den einzelnen Fürsten aus der Einführung der Reformation in ihre Staaten. Alle Verbindung mit Rom ward dadurch aufgehoben; die Rechte, welche früher die Bischöfe ausgeübt hatten, er- hielten sie jetzt selbst und wurden so freie und unumschränkte Herrscher ihrer Staaten. Auch kamen sie durch die Aufhebung der vielen Stifter und Klöster in den unabhängigen Besitz reicher Kirchengüter. Das Haus Habsburg dagegen, welches unter Karl V. mit der Kaiserkrone noch Spanien und die Niederlande ver- band und eben damals Ungarn erwarb, blieb der katholischen Kirche treu und wurde in seinen Bemühungen zu Gunsten derselben von den bayerischen Herzogen unterstützt. Jedoch ver- mochte der Kaiser bei all' seiner Machtfülle nicht, das Ein- dringen der neuen Lehre in die österreichischen Erblande zu hindern. Von Wittenberg aus wurde sie durch Schriften und Prediger dahin verbreitet. So kam der früher erwähnte Karl- stadt nach Tirol, Hubmeyr nach Mähren, Speratus nach Wien; Luther selbst schrieb Briefe nach Böhmen und Ungarn. Der Kaiser war durch die Sorge für sein weites Reich zu vielfach in Anspruch genommen, als daß er gegen die Ausbreitung derselben kräftig und durchgreifend hätte auftreten können. Wir wollen deshalb zuvor den Faden der Weltgeschichte seit dem Tode des Kaisers Maximilian wieder aufnehmen.

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 38

1861 - Münster : Coppenrath
38 nahm an der Disputation Theil. Diese Disputation hatte aber den Ausgang, welchen dergleichen Streitigkeiten gewöhn- lich haben; statt die Gemüther zu vereinigen, erzeugte sie nur noch größere Erbitterung. Luther, den cs äußerst kränkte, daß die Leipziger den Sieg seinem Gegner Eck zuschrieben und diesem dafür große Ehre erwiesen, faßte nun den Entschluß, mit verdoppeltem Eifer auf der einmal gebrochenen Bahn weiter zu eilen. Hatte er anfangs, wie schon Viele vor ihm, nur gegen Mißbräuche des Ablasses geeifert, so verwarf er bald auch den Ablaß selbst. Und weil ihm seine Gegner das Ansehen des Papstes, als des sichtbaren Oberhauptes der christlichen Kirche, unablässig entgegenstellten; so läugnete er auch dieses und trennte sich so nach und nach in mehreren wesentlichen Punkten von den Lehren und Satzungen der ka- tholischen Kirche. Endlich, da alle gütlichen Mittel zur Beilegung des Strei- tes fruchtlos waren, schritt der Papst zur feierlichen Entschei- dung (1520). Er erklärte einundvierzig aus Luther's Schrif- ten gezogene Sätze als irrig und der katholischen Lehre zu- wider und forderte ihn zum Widerrufe auf, wozu ihm noch zwei Monate Bedenkzeit gelassen wurden; und erst, wenn er nach Ablauf dieser ihm gewährten Frist die Anerkennung der wahren Lehre beharrlich verweigern würde, sollte er als Ketzer angesehen und als solcher behandelt werden. Obschon die Bulle mehr im Tone väterlicher Betrübniß, als strafender Härte abgefaßt war, so verfehlte sie doch jetzt um so mehr ihre Wirkung, weil der Papst die Verkündigung und Voll- streckung derselben gerade dem größten Gegner Luther's, dem Doctor Eck, aufgetragen hatte, welcher gleich nach der Leipziger Disputation nach Rom gereiset war. Denn nun ließ sich Luther von der Heftigkeit seines Charakters so weit hinreißen, daß er am 10. Dezember 1520 nach einer vorhergegangenen öffentlichen Bekanntmachung an der Spitze eines großen Volks- Haufens die päpstliche Bulle nebst dem alten Kirchenrechte vor

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 67

1861 - Münster : Coppenrath
67 ihn des Anblickes des ersten großen Bürgerkrieges. Seine Leiche ward unter festlichem Gepränge von Eisleben nach Wit- tenberg gebracht und in der Gruft der Schloßkirche feierlich beigesetzt. Melanchthon lebte noch vierzehn Jahre länger; dann wurde ihm neben Luther die Grabstätte angewiesen. Zwei Metallplatten decken noch jetzt die Ruhestätte der beiden Reformatoren. *) 14. Der schmalkaldische Krieg (1546—1547). Nur wenige Monate nach Luther's Tode brach der schmal- kaldische Krieg aus. Der Kaiser war noch nicht einmal zur Gegenwehr gerüstet, als schon die Truppen der oberländischen Städte, geführt von dem kampfgeübten, vielerfahrenen Se- bastian Schärtlin von Burtenbach, einem persönlichen Feinde des Kaisers, im Felde erschienen. Schärtlin's wohlbe- rechneter Plan war, das kaiserliche Heer, welches kaum aus achttausend Mann bestand, zu vernichten, ehe der Kaiser in Deutschland Truppen werben, oder Verstärkung aus Italien und den Niederlanden an sich ziehen könne. Deswegen rückte er schnell gegen das Städtchen Füssen, auf der Grenze von Tirol, den bedeutendsten Werbeplatz des Kaisers. Die Kaiser- lichen zogen sich nach Bayern zurück, und als Schärtlin sie verfolgen wollte, erhielt er vom Augsburger Stadtrath, dessen Dienstmann er war, den Befehl, das neutrale Gebiet des Her- zoges von Bayern nicht zu betreten. So wurde der Plan des kühnen Feldherrn, Regensburg selbst anzugreifen, wo sich noch immer der Kaiser mit seiner kleinen Macht befand, vereitelt. Um den italienischen Truppen den Durchgang zu versperren, besetzte er schnell die Ehrenberger Klause, den wichtig- sten Paß aus Italien nach Deutschland. Schon machte er Anstalt, weiter über die Alpen zu rücken, der Stadt Jnnspruck sich zu bemächtigen, und mithin beide Wege, welche aus Jta- *) In neuerer Zeit ist für jeden auch ein besonderes Denkmal zu Wittenberg errichtet worden, für Luther 1821, sur Melanchthon 1860. 5*

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 32

1861 - Münster : Coppenrath
32 5. Ausbruch der Reformation. Futher 1517. — Zwingli. Calvin. Der Papst Julius Ii. hatte den großen Plan gefaßt, in der Hauptstadt der christlichen Welt zur Ehre des Apostel- fürsten Petrus eine prachtvolle Kirche, die größte und schönste der Welt, zu erbauen, und zwar in der Art, daß die gesammte Christenheit durch vereinte Mittel und Kräfte diesen Pracht- bau als Ausdruck ihrer frommen gläubigen Einheit Herstellen sollte. Zu diesem Ende ließ er und sein Nachfolger Leo X. in allen Ländern für Jene, welche in wahrer Reue ihre Sün- den beichten und zu diesem frommen Werke des Kirchenbaucö einen milden Beitrag leisten würden, in herkömmlicher Weise einen vollkommenen Ablaß verkünden. Mit der Ausführung dieser Verkündigung in Deutschland wurde der Kurfürst Al- brecht von Brandenburg, Erzbischof von Mainz und Magde- burg, beauftragt, welcher das Geschäft dem Dominikanerorden empfahl. Von diesem ward der vorerwähnte Johann Tctzel als Ablaßprediger ausgesandt, der sich mit seinen Genossen bald über ganz Sachsen verbreitete. Nicht zufrieden, den Ablaß von der Kanzel herab zu verkünden, sollen sie ihn sogar auf Straßen und Märkten, in Wirths- und Privat- häusern, wie eine gemeine Waare öffentlich zum Verkaufe ausgeboten haben. Mag auch Manches, was über eine solche marktschreierische Thätigkeit Tetzel's und seiner Genossen be- richtet wird, entstellt und weit über das Maß der Wirklichkeit hinaus vergrößert worden sein; auf jeden Fall ermangelte ihr Verfahren bei Anpreisung des Ablasses der gehörigen Würde und gab Anstoß. Es stand zu erwarten, daß, sobald nur Einer den Muth habe, gegen den vorkommenden Mißbrauch öffentlich aufzutreten, alle Mißvergnügten sogleich seine Partei ergreifen würden. Luther (1517). — Damals lebte als Lehrer an der Hoch- schule zu Wittenberg der Augustinermönch Martin Luther, der wegen seiner großen Gelehrsamkeit und unbescholtenen Sitt-

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 33

1861 - Münster : Coppenrath
lichkeit in hohem Ansehen stand. Er war der Sohn eines un- bemittelten Bergmannes, zu Eisleben am 10. November 1483 geboren. Nachdem er zuerst das Gymnasium zu Magdeburg, dann zu Eisenach besucht hatte, bezog er, achtzehn Jahre alt, die damalige Universität Erfurt, um sich nach dem Wunsche seiner Eltern der Rechtswissenschaft zu widmen. Allein diese entsprach des Jünglings Neigung nicht. Er widmete sich lieber mit allem Eifer dem Studium der Theologie oder Religions- wissenschaft, und ließ sich in das dortige Augustinerklofter auf- nehmen. Das einförmige, abgeschlossene Leben aber machte ihn bald trübsinnig und schwermüthig; eine schwächliche Gesundheit erhöhte die Reizbarkeit seines Gemüthes. Dazu war seine Seele durch vielfache Zweifel beängstigt, so daß er selbst das Mitleid seiner Ordensbrüder erregte. Aus dieser drückenden Lage befreite ihn endlich der Vorgesetzte seines Ordens, Doctor Staupitz, der dem jungen Augustiner einen angemesseneren Wirkungskreis eröffnete. Auf seine Empfehlung wurde er im Jahre 1502 von dem Kurfürsten von Sachsen, Friedrich dem Weisen, nach seiner neu gestifteten Universität Witten- berg berufen. Freudig folgte er diesem Rufe, trat nun in das Kloster zu Wittenberg und übernahm eine Lehrstelle in der Philosophie. Zehn Jahre später vertauschte er diese nach dem Wunsche seines Fürsten mit einer Lehrstelle in der Theologie und übernahm zugleich das Predigtamt in der Schloßkirche. Beide Aemter boten ihm eine schickliche Gelegenheit dar, mit offener Freimüthigkeit die Mißbräuche zu rügen, die damals mit dem Ablasse getrieben wurden. Seine Predigten regten mächtig das Volk auf. Der Zudrang zu denselben war um so größer, je kühner und ungewöhnlicher sie waren. Es kamen Gegen- stände zur Sprache, von denen das Volk selbst Zeuge war, und die jeder Vernünftige schon längst im Stillen mißbilliget hatte. Denn eben jetzt trieben Tetzel und seine Genossen ihr Unwesen mit dem Ablässe in der Gegend von Wittenberg. Es war am Allerheiligenabend (am 31. Oktober) des Jahres 1517, als Luther fünf und neunzig in lateinischer Welter's Wcltgesch. Hi. 16. Aufl. 3

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 34

1861 - Münster : Coppenrath
Sprache geschriebene Theses oder Lehrsätze, die sich hauptsächlich auf den Ablaß bezogen, an die Schloßkirche zu Wittenberg anschlagen ließ und alle Gelehrten aufforderte, dieselben in einer öffentlichen Disputation zu prüfen. Das gab die zufällige Veranlassung zur Kirchentrennung, ohne daß Luther dieselbe bezweckt, oder auch nur geahnet hätte. Denn er hatte seine Theses nicht als unwidersprechliche Wahrheiten, sondern lediglich als Zweifel vorgebracht, die ihm aufgestoßen seien, und die er jetzt, bloß in der Absicht, die Wahrheit auszumitteln und fest- zustellen, einer öffentlichen Prüfung unterwerfe. Auch lag in dem öffentlichen Anschlägen dieser Theses nichts Auffallendes, denn das geschah gewöhnlich, wenn die Gelehrten sich zu einer Disputation herausforderten. Tetzel aber und mit ihm seine Ordensbrüder, die Do- minikaner, wurden über die Kühnheit des Augustinermönchs höchst entrüstet. In Predigten und Schriften zogen sie mit heftigen Schmähungen gegen die Theses los, schalten den Ver- fasser ohne weiteres einen Ketzer und nahmen dabei die Wen- dung, daß ein Angriff auf den vom Papste angeordneten Ablaß ein Angriff auf das Ansehen des Papstes und der Kirche selbst sei. Diese bitteren Ausfälle auf Luther's Rechtgläubigkeit reizten diesen zu einer noch heftigeren und bittereren Verthei- digung, bei welcher ihn seine Ordensbrüder, die Augustiner, welche ohnehin höchst eifersüchtig auf die Dominikaner waren, in Schriften und Predigten auf das eifrigste unterstützten. So traten diese beiden Orden feindselig gegen einander in die Schranken, verloren aber im hitzigen Kampfe der Meinungen nur zu oft die Ruhe des Urtheiles sowohl als des Gemüthes. Was anfangs nur eine Angelegenheit der Gelehrten ge- wesen war, wurde auch bald Sache des Volkes. In Witten- berg und der ganzen Umgegend, wo die Augustiner zahlreich und beliebt waren, ergriffen Viele Luther's Partei. Aber nicht bloß in den engen Grenzen jenes Kurfürstenthumes setzten sich die neuen Grundsätze fest, sie verbreiteten sich auch ver-

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 37

1861 - Münster : Coppenrath
37 Das war ein sehr günstiger Umstand für Luther; denn jetzt konnte dieser unter dem Schutze seines hohen Gönners das Werk der Reformation ungefährdet fortsetzen. Den eifrigsten Mithelfer und Beförderer fand er an seinem gelehrten Freunde und Amtsgenossen Philipp Melanchthon. Als der Religionsstreit in Deutschland mit jedem Tage ernster und bedenklicher wurde, schickte der Papst einen zweiten Legaten, den sächsischen Edelmann Karl von Miltiz, dahin. Dieser beschied Luther zu einer Unterredung nach Altenburg. Im Januar 1519 kamen sie hier zusammen. Miltiz gewann durch sanftes, freundliches Zureden das volle Vertrauen Lu- ther's, so daß dieser gern versprach, von der ganzen Sache zu schweigen, wenn auch seinen Gegnern gleiches Schweigen auferlegt würde. Ja, es machte die Güte und Freundlichkeit des Legaten einen so tiefen Eindruck auf den so reizbaren und heftigen Charakter Luther's, daß dieser tief gerührt an den Papst selbst ein Schreiben richtete, in welchem es unter andern heißt: „Ich bezeuge vor Gott und allen Creaturen, daß ich nie Willens gewest, noch heutiges Tages bin, der römischen Kirche und Ew. Heiligkeit Gewalt auf einerlei Weise anzu- greifen, oder mit irgend einer List etwas abzubrechen." Allein jenes Schweigen wurde, wie auch voraus zu sehen war, nicht beobachtet. Der Streit hatte einmal die Geister über die Schranken der Mäßigung hinweggeführt, und es fehlte an einem Mittel, sie zu beschwichtigen. Einer der größten Gegner Luther's war Doctor Eck, Lehrer an der Universität Ingolstadt in Bayern, ein sehr gelehrter und in der heiligen Schrift vorzüglich bewanderter Mann. Dieser forderte einen der eifrigsten Kämpfer für die neue Lehre, den Andreas Karlstadt, Luther's Freund und Amtsgenossen, zu einem gelehrten Wettstreite in Leipzig heraus. Im Juni des Jahres 1519 wurde dieser in Gegenwart des Herzogs Georg von Sachsen und einer großen Volksmenge geführt und währte neunzehn Tage hindurch. Auch Luther selbst fand sich ein und

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 43

1861 - Münster : Coppenrath
43 laden sei. — Uebrigens stand es auch fest, daß eine Disputation in Glaubeussachen keinen Erfolg herbeiführen konnte; denn Luther erkannte bloß die Bibel als Richtschnur des Glaubens an, wollte aber immer nur seine eigene Auslegung als die einzig richtige gelten lassen; die Autorität der Kirche verwarf er. Einige Tage hindurch suchte man noch in Privatver- sammlungen Luther von seiner Widersetzlichkeit abzubringen. Vergebens! Endlich forderte ihn der Kurfürst von Trier auf, selbst ein Mittel an die Hand zu geben, um alles wieder in Ordnung zu bringen. Luther aber entgegnete ihm: „Ist dies ein Menschenwerk, so wird es aus sich zergehen; ist cs aber von Gott, so werdet ihr es nimmer zerstören." Da erklärte der Kaiser feierlich: „er sei entschlossen, alle seine Reiche, Länder, Freunde, ja das Leben selbst daran zu setzen, damit dieses gottlose, ihm und dem deutschen Volke zur ewigen Schande gereichende Unternehmen keinen weiteren Fortgang habe." Sein kaiserliches Wort aber hielt er ihm und gewährte ihm das freie Geleit auf ein und zwanzig Tage. Dann aber sollte gegen ihn die Reichsacht in Geltung treten, wie gegen alle die, welche ihm anhangen oder ihn schützen würden. Allein für Luther's fernere Sicherheit war schon gesorgt. Am dritten Tage nach seiner Abreise von Worms gab er dem Reichsboten zu Friedberg den Geleitsbrief zurück und fuhr unter dem Schutze einer berittenen Abtheilung seiner Freunde nach Eisenach. Bei Altenstein im Thüringer Walde hieß er seine Begleiter vorausreiten und die Herberge bestellen. Gleich darauf ritten zwei Edelleute, Vertraute des Kurfürsten, verlarvt an den Wagen heran, rissen ihn mit scheinbarer Gewalt heraus und brachten ihn, als Ritter verkleidet, auf ein einsames Bergschloß bei Eisenach, die Wartburg genannt. Der Ort seines Aufenthaltes ward vor Freunden und Feinden sorgsam verbor- gen. Er lebte auf demselben unter dem Namen Junker Jö.rg und trug ritterliche Kleidung. Seine Gegner glaubten ihn tobt; er aber arbeitete fleißig, übersetzte das neue Testa-

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 44

1861 - Münster : Coppenrath
44 ment, beantwortete die Vorwürfe seiner Feinde und schrieb seinen Freunden Briefe des Trostes und der Ermunterung. Noch wird aus der Wartburg die Wohnstube seines zehnmo- natlichen Aufenthaltes gezeigt. 7. Die ersten Religionsnnruhen. Marlstadt. — Aufstand der Dauern. — Thomas Münzer. Kapstadt. — Luther hatte, den Katholiken gegenüber, stets die Bibel für die einzige klare Quelle des Glaubens erklärt. Auf diesen Grundsatz gestützt traten nun aber von Zeit zu Zeit, aus der Mitte der Anhänger seiner Lehre selbst, auch Andere auf, welche ihre Lehrmeinungen ebenfalls auf die Bibel stützten, die biblischen Stellen aber wieder ganz anders auslegten, als Luther. Der erste, welcher diese Bahn betrat, war der früher genannte Karlstadt. Während Luther einsam auf der Wartburg saß, kam es in Wittenberg durch Karlstadt zu höchst stürmischen Auftritten. Nicht genug, daß er die ganze Gestalt des öffentlichen Gottesdienstes umänderte, das Abend- mahl Jedem, der es wollte, ohne vorgängige Beichte, unter beiden Gestalten ertheilte; er rannte an der Spitze eines rohen Haufens gleichgesinnter Mönche, Studenten und Bauern durch die Kirchen, zerschlug Altäre und geweihte Gefäße, warf Bilder und Beichtstühle hinaus und verübte rohe Gewalt gegen die, welche sich seinen Rasereien widersetzten. Oft auch lief er in die Werkstatt der Gerber und Schuhmacher, um sich von diesen Leuten die heil. Schrift auslegeu zu lassen. Wenn sie sich mit ihrer Unwissenheit entschuldigten, so berief er sich auf den biblischen Spruch: „daß Gott den Einfältigen geoffenbart habe, was den Weisen und Verständigen verborgen geblie- den wäre." Sobald Luther von diesen und ähnlichen Gräuel- thaten hörte, verließ er sogleich, selbst gegen den Willen seines Kurfürsten, die Wartburg und eilte nach Wittenberg. Acht Tage hinter einander predigte er mit eindringer Beredtsamkeit gegen die wilde Meuterei und Bilderstürmerei, und es gelang

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 48

1861 - Münster : Coppenrath
48 und sobald die Kanonen donnerten, und die' Reiter heran- sprengten, warf sich die. ganze Rotte der Bauern in die wil- deste Flucht. Aber nun war die Neue zu spät. Fünftausend wurden erschlagen, die Stadt Frankenhausen eingenommen, und alsdann dreihundert Bürger und Bauern enthauptet. Münzer, welcher einer der ersten gewesen war, welche die Flucht er- griffen hatten, wurde in Frankenhausen auf einem Heuboden entdeckt. Er starb unter dem Schwerte des Henkers klein- müthig und verzagt. So endete die neue christliche Gemeinde, und mit ihr der ganze Aufstand der Bauern, in der Schlacht bei Frankenhausen am 15. Mai 1525, wo der Schlachtberg bis auf diesen Tag das Denkmal der Niederlage des Landvolkes ist. Nicht ohne eigene Schuld fiel es in die alte Knechtschaft und Dienst- barkeit zurück. — Im Ganzen wird die Zahl der Opfer des Bauernkrieges etwa auf 100,000 berechnet; der Verlust an zerstörtem Eigenthum, besonders auch an Kunstschätzen ist un- berechenbar. Noch jetzt sind die Ruinen vieler Burgen und Klöster Zeugen jenes Gewittersturmes, der über unser Vater- terland zerstörend dahin fuhr) 8. Die Wiedertäufer in Münster (1533—1535). Die eben erwähnte Secte der Wiedertäufer, welche alle Grundlagen nicht nur der kirchlichen, sondern auch der bür- gerlichen Gesellschaft zu zerstören drohete, schien seit dem Tode ihres Stifters völlig ausgerottet zu sein; als einige Jahre später der ganze Gräuel einer völlig ausgebildeten Umsturz- partei in Münster, der Hauptstadt Westfalens, sich enthüllte und jetzt von hier aus ganz Deutschland mit neuen Schrecknissen erfüllte. In dem benachbarten Holland fand sich noch eine große Menge Wiedertäufer, die alle festhielten an den Lehren, welche damals Thomas Münzer über die Gleichheit aller Menschen, über die Gütergemeinschaft und über die unmittel- baren göttlichen Eingebungen an einzelne Menschen vorgebracht
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